Frauen ohne emotionen
Ein Wort, das beschreibt, dass das passiert ist, weil ich eine Frau bin.Ich erzähle das, damit ihr nicht vergesst, wie nah euch solche Taten sind. Ich bin kein Einzelfall. Seht hin, hört hin, helft – bevor es zu spät ist.“
Alexithymie: Wenn Menschen keine Gefühle wahrnehmen
Gefühlskalt: Wie wirkt sich Alexithymie im Alltag aus?
Im Alltag kann Alexithymie zu Missverständnissen und Konflikten führen – etwa in der Partnerschaft, im Arbeitsumfeld, in der Familie oder in Freundschaften.
Weil bei Betroffenen die emotionale Selbstregulation eingeschränkt ist, nutzen sie bei Herausforderungen häufiger destruktive Strategien wie Verdrängung oder Rückzug. Der Begriff beschreibt eine Person, die Schwierigkeiten hat, die eigenen Gefühle wahrzunehmen, zu benennen und von körperlichen Empfindungen zu unterscheiden.
Das heißt nicht, dass keine Gefühle da sind, sondern, dass der Zugang dazu fehlt oder blockiert ist.
Bestimmte Verbindungen im Gehirn (vor allem zwischen den emotionalen und sprachlichen Arealen) scheinen bei Menschen mit Alexithymie anders ausgeprägt zu sein. B. zu merken „Ich fühle mich gerade erregt“, wird vielleicht nur ein allgemeines Unruhegefühl beschrieben oder der Fokus liegt rein auf dem körperlichen Aspekt, wie eine Art „Funktionieren ohne Fühlen“.
Manche Menschen erleben Sexualität deshalb eher körperlich und wenig emotional: Es geht mehr um den Akt als um die Nähe.
Sexualität ist nicht nur ein körperlicher Akt, sondern auch ein emotionaler Prozess, der Nähe, Verbundenheit und Einfühlungsvermögen braucht. Für Beziehungen kann das eine große Herausforderung sein, weil emotionale Nähe und Austausch über Gefühle oft schwerfallen.
Alexithymie ist keine Krankheit, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal, das unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.
Der Zugang zu Gefühlen ist ein Prozess.
Mehr zum Thema: Nach Streit wieder zueinander finden: 5 Tipps und Strategien für eine Versöhnung
„Emotionslosigkeit“: Was kann ich tun, wenn ich selbst keine Gefühle zulassen kann?
Anke Glaßmeyer: Allein die Tatsache, dass man sich diese Frage stellt, ist schon ein wichtiger erster Schritt.
Die Wahrscheinlichkeit für Alexithymie steige auch, wenn die Erziehung dadurch geprägt ist, dass Gefühle als etwas Negatives oder Verbotenes angesehen werden.
Hilfreich können zum Beispiel folgende Ansätze sein:
Im Körper anfangen: Gefühle zeigen sich oft körperlich: als Enge in der Brust, Kloß im Hals oder Druck im Magen.
Was wie Gefühlskälte wirkt, ist ein Persönlichkeitsmerkmal, für das die Betroffenen nichts können.
Psychotherapeutin Anke Glaßmeyer erklärt, was hinter dem Persönlichkeitsmerkmal Alexithymie steckt, wie es sich äußert, welche Ursachen es dafür gibt und wie man mit Alexithymie umgehen kann.
„Kalte Persönlichkeit?“ Was versteht man unter Alexithymie?
Anke Glaßmeyer: Alexithymie kommt aus dem Griechischen und heißt übersetzt so viel wie „keine Worte für Gefühle“.
Nachbarn hatten die Geräusche gehört. Sie fanden uns beide tot – mich und ihn – mit seiner Dienstwaffe neben ihm. Keine weiteren Spuren, keine Fremdbeteiligung. Eine Tat im Affekt, sagen die Ermittler, eine „Beziehungstat“ – so nennen sie das oft, wenn eine Frau getötet wird. Dabei gibt es einen besseren Namen dafür: Femizid.
Oft fällt es Menschen mit Alexithymie nicht nur schwer, die eigenen Gefühle zu erkennen, sondern auch die Emotionen anderer präzise wahrzunehmen. Das Umfeld fühlt sich vielleicht missachtet und tut sich schwer in der Interaktion“, so Grabe. Denn Kinder lernen schon früh von ihren Eltern und anderen wichtigen Bezugspersonen, wie sie ihre Gefühle wahrnehmen und zum Ausdruck bringen können.
Am häufigsten ist die primäre Form zu beobachten, weiß Grabe. Das kann frustrierend sein, weil man das Gefühl hat, da kommt nichts zurück. Es fehlt der „innere Kompass“ für Gefühle, sowohl für die eigenen als auch die der anderen.
Typisch ist außerdem, dass Emotionen mit körperlichen Symptomen verwechselt werden: Stress wird z.
B. Stress wird als Magenproblem erlebt)
Starkes Bedürfnis nach Kontrolle und Struktur
Eingeschränkte Vorstellungskraft, besonders im emotionalen Bereich
Probleme in sozialen Beziehungen, weil emotionale Reaktionen schwer greifbar sind.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Alexithymie und Sexualität?
Anke Glaßmeyer: Ja, den gibt es.
Über die Zeit kann so eine Art innerer Schutzmechanismus entstehen: Gefühle werden zwar gespürt, aber nicht bewusst erkannt oder benannt.
Neben diesen biografischen Einflüssen zeigen Studien auch neurobiologische Zusammenhänge. Zudem beobachte ich oft, dass Gespräche über Gefühle deshalb sehr sachlich oder oberflächlich bleiben. Umgekehrt kann die Schwierigkeit, Gefühle zu zeigen, in der Partnerschaft zu Frust führen, besonders dann, wenn sich die andere Person mehr emotionale Nähe wünscht.
Wenn eine Person von Alexithymie betroffen ist, bedeutet das nicht, dass er oder sie keine Sexualität empfinden oder leben kann, allerdings können der Zugang zu emotionaler Intimität und das gemeinsame Erleben erschwert sein.
Hier sind Geduld, gute Kommunikation und manchmal auch therapeutische Unterstützung hilfreich, um neue Wege, sowohl für die Betroffenen als auch für den Partner oder die Partnerin, zu finden.
Emotionslose*r Parner*in: Wie gehe ich damit um, wenn mein*e Partner*in keine Gefühle zeigen kann?
Anke Glaßmeyer: Das kann für eine Beziehung eine große Herausforderung sein, vor allem wenn man sich selbst mehr Nähe und Austausch wünscht.
Dann spricht man von einer organischen Alexithymie. Es wird vermutet, dass bei Betroffenen bestimmte Areale im Gehirn, etwa das limbische System, anders sind. Die primäre Form gilt als angeboren oder frühkindlich erworben. Mehr Informationen
Alexithymie: Wie äußern sich Symptome?
Anke Glaßmeyer: Menschen mit Alexithymie können auf andere oft eher sachlich, kontrolliert oder sogar emotional distanziert wirken.
In solchen Fällen dient die Abkopplung von Gefühlen oft als unbewusster Schutz vor Überforderung.
Kurz gesagt: Alexithymie ist selten „einfach so da“, sondern oft ein Ergebnis früher Erfahrungen in Kombination mit biologischer Veranlagung und ein verständlicher, wenn auch oft schmerzhafter Versuch, sich selbst zu schützen.
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Expertin: Anke Glaßmeyer
Neben der Arbeit in ihrer Praxis setzt sich Psychotherapeutin Anke Glaßmeyer für die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen ein.
Auch genetische Faktoren, chronischer Stress oder frühe Traumatisierungen können eine Rolle spielen.
Man unterscheidet außerdem zwischen zwei Formen:
Primäre Alexithymie gilt als eher stabil ausgeprägtes Persönlichkeitsmerkmal, das vermutlich teilweise angeboren ist.
Sekundäre Alexithymie entsteht häufig als Reaktion auf psychische Belastungen – zum Beispiel nach einem Trauma, bei Depressionen, Ängsten oder auch bei ADHS.
Außerdem lässt sie sich mit therapeutischer Unterstützung häufig gut bearbeiten.
Kurz gesagt: Alexithymie ist eine Art innere „Empfangsstörung“, bei der die Gefühle zwar gesendet werden, aber die Person sie nicht immer klar empfangen und benennen kann.
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„Gefühlskalte Menschen“: Was sind die Ursachen?
Anke Glaßmeyer: Die Ursachen von Alexithymie sind vielfältig.
Einer, der gelernt hatte, professionell mit Konflikten umzugehen. Ich glaubte, dass er das auch im Privaten konnte. Es gab keine Anzeichen, dass es so enden würde.
Gefühlskälte als Persönlichkeitsmerkmal: Was ist Alexithymie?
Keine Gefühle zeigen können: Erfahre mehr über die Ursachen des Persönlichkeitsmerkmals Alexithymie, wie es sich auf Beziehungen und Sexualität auswirkt und was Betroffenen helfen kann.
Manche Menschen behalten ihre Gedanken und Emotionen lieber für sich, andere tragen ihr Herz auf der Zunge.
Es geht darum, Verständnis und Geduld zu haben, ohne die eigenen Wünsche zu verleugnen. Viele Menschen mit Alexithymie spüren vor allem eine diffuse Anspannung oder einen körperlichen Druck, ohne genau sagen zu können, ob das Wut, Trauer oder Angst ist. Worum es ging, weiß ich nicht mehr, wahrscheinlich um Dinge, die längst keine Rolle mehr spielten. Unsere Worte wurden lauter, und plötzlich war da etwas Endgültiges in seiner Stimme. Dann die Schüsse.Die Polizei kam kurz darauf.
Menschen mit Alexithymie fühlen durchaus, sie können es nur oft nicht in Worte fassen oder nach außen zeigen.
Ein Beispiel: Nach einem Streit wünscht man sich vielleicht eine Umarmung oder eine Entschuldigung. Statt z. Wichtig ist: Wenn jemand keine Gefühle zeigen kann, heißt das nicht, dass er oder sie nichts empfindet oder einen ablehnt.
Die sekundäre Alexithymie entsteht meist infolge psychischer Belastungen wie traumatischen Erlebnissen, Depressionen oder langanhaltendem emotionalen Stress. Was macht das mit mir?“
Journaling nutzen: Aufschreiben, was einem durch den Kopf geht oder welche Gedanken und körperlichen Empfindungen man wahrnimmt, ohne Anspruch, gleich alles zu verstehen oder richtig zuzuordnen.
Laut aussprechen: Auch wenn es schwerfällt, hilft es manchmal, einfach zu sagen: „Ich weiß gerade gar nicht, was ich fühle, aber irgendwas ist da.“ Das kann schon eine Tür öffnen.
Therapeutische Unterstützung: Wenn es immer wieder schwerfällt, kann eine Therapie helfen, die Ursachen für die Blockade zu verstehen und den Zugang zu den eigenen Gefühlen Schritt für Schritt im eigenen Tempo zu üben.
Artikelbild und Social Media: CentralITAlliance / iStock
Gefühllosigkeit
Ursachen von Gefühlskälte
Ursache und Entstehung von Gefühllosigkeit sind bisher noch nicht eindeutig erforscht.
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